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Autofreie Friedrichstraße: So flaniert es sich in Mitte - rbb24

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Autofreie Friedrichstrasse (Bild: rbb/Franziska Ritter)

rbb/ Franziska Ritter

Video: Abendschau | 04.09.2020 | Dorte Störmann | Gespräch mit Guido Herrmann | Bild: rbb/ Franziska Ritter

Autofreie Friedrichstraße - So flaniert es sich in Mitte

Die Friedrichstraße ist den Rest des Jahres für Autos gesperrt – zumindest zwischen Französischer und Leipziger Straße. Mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger sollen die Einkaufsmeile beleben. Franziska Ritter hat das Ergebnis getestet.

Anstelle einer Blechlawine rollen zwischen Französischer und Leipziger Straße jetzt Fahrradfahrer über die Friedrichstraße. Links und rechts einer vier Meter breiten Markierung laufen Fußgänger. Hier und da gibt es Inseln mit Holzbänken, auf denen einige Passanten sitzen. Es gibt Kübel mit Bäumen und Glasvitrinen, in denen Händler ihre Waren präsentieren.

Eine Dame, die mit ihren Freundinnen extra aus dem Umland in die Hauptstadt gekommen ist, um sich die autofreie Friedrichstraße anzuschauen, freut sich: "Ich bin so froh, dass ich das noch erleben kann, den Beginn einer neuen Zeit." "Ich bin zwar Autofahrerin, aber so ist es natürlich viel schöner", entgegnet ihre Freundin.

Stefan Lehmkühler sitzt vor einem Café, das seine Tische und Stühle auf den Asphalt gestellt hat und beißt in ein Croissant. Seit die Autos von der Friedrichstraße verschwunden sind, sei die Atmosphäre hier viel entspannter, sagt er. "Ich habe noch nie so viele Leute mit einem Lächeln auf dem Gesicht in der Friedrichstraße gesehen", sagt der Berliner, der um die Ecke wohnt.

Glasvitrine an der autofreien Friedrichstraße (Bild: rbb/Franziska Ritter)
Schaufenster a la Gewächshaus | Bild: rbb/ Franziska Ritter

Ein umstrittenes Experiment

Der Stadtplaner trägt die Idee einer autofreien Friedrichstraße schon ein paar Jahre mit sich herum. Er hat sie im Netzwerk fahrradfreundliche Mitte vorangetrieben und dafür Beifall, aber auch Gegenwind bekommen. Wirtschaftsverbände befürchten, Händler könnten unter der Verkehrsberuhigung leiden, weil ihre Geschäfte für Autofahrer jetzt schwerer erreichbar sind. "Wir brauchen Mobilitätskonzepte der Zukunft, aber es ist ein Irrtum zu glauben, man könnte einen Teilabschnitt der Friedrichstraße sperren und hätte damit die Lösung", schimpft Stefan Genth vom Handelsverband Deutschland.

Dass Kunden, die in der Friedrichstraße einkaufen wollen, nicht mehr vor der Tür parken können, hält Stefan Lehmkühler vom Netzwerk fahrradfreundliche Mitte nur für ein vorgeschobenes Argument. Er verweist auf Verkehrszählungen, wonach sonst jeden Tag mehr als 6.800 Autos durch die Straße gerollt sind: "98 Prozent sind hier durchgefahren. Es war keine Einkaufsstraße, sondern Durchgangsverkehr mitten in der Stadt." Und laut einer Stichprobe hätten vor allem Anwohner und Angestellte, die in den umliegenden Büros arbeiten, ihre Autos hier abgestellt.

"Viel mehr Passanten auf der Straße"

Der Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel von den Grünen, steht hinter der autofreien Friedrichstraße. Er hat den Verkehrsversuch vorerst bis Ende Januar genehmigt: "Einkaufsstraßen haben Zukunft, wenn der öffentliche Raum nicht durch den motorisierten Individualverkehr dominiert wird", so seine Worte.

Isabell Steiner, die in der Friedrichstraße ein französisches Modegeschäft betreibt, kann das nur bestätigen: "Wir sehen viel mehr Passanten auf der Straße, die wie auf einer Strandpromenade flanieren." Die Stimmung sei entspannter, die Luft reiner: "Für uns als Modeboutique ist das eine einhundertprozentige Verbesserung." Das Netzwerk fahrradfreundliche Mitte will die autofreie Zone nach eigenen Angaben auf die südliche Friedrichstraße ausweiten. Einzelne Händler hätten bereits Interesse angemeldet.

Nicht alle Autofahrer halten sich dran

Ein paar Tage nach dem Start des Modellversuchs sind die Initiatoren der autofreien Friedrichstraße zufrieden. "Für Berliner Verhältnisse läuft es sehr gut", sagt Stefan Lehmkühler. Wenn Fußgänger den Radweg queren wollen, werde das einfach per Blickkontakt gelöst. Für Lieferfahrzeuge gibt es in den Nebenstraßen ausgewiesene Ladezonen. Feuerwehr und Polizei dürfen auf dem 500 Meter langen Abschnitt der Friedrichstraße weiterhin fahren. Hin und wieder kreuzt ein Taxi oder Mietwagen unerlaubterweise die Straße. "Wenn in ein paar Tagen noch Poller an den Zufahrtsstraßen eingerichtet werden, ist das auch vorbei", so Stefan Lehmkühler.

Sendung: Inforadio, 07.09.2020, 19:45 Uhr

Beitrag von Franziska Ritter




September 05, 2020 at 01:40PM
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